Ausstellung Raumortpraxis 2022
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Vom 24.09.2022 bis 12.03.2023
wird die Ausstellung von Hoidn Wang Partner
Raumortpraxis – Impulse für neue Lebensentwürfe
Ideen für die Niederrheinische Bucht im
Siza-Pavillon auf der Raketenstation Stiftung Insel Hombroich Neuss gezeigt

https://www.inselhombroich.de/de/aktuell



Die Ausstellung knüpft an den Wettbewerbsbeitrag von Hoidn Wang Partner aus 2020 im Städtebaulichen Wettbewerb Modellregion Berlin Brandenburg 2070 an.
In ähnlicher Methodik werden mögliche Lebensmodelle für die Niederrheinische Bucht nach dem Ende des Braunkohletagebaus untersucht. Vorgeschlagen werden konkrete zirkuläre Kreislaufwirtschaften, die den Alltag von der regionalplanerischen über die architektonische Ebene bis hin zum Möbelbau nachhaltig und zukunftsweisend verändern.

Raumwerdung neuer Lebensentwürfe
Alternativen zum Wachstum der Metropolen, Städte und ländlichen Räume Industrialisierung, expansiver Kolonialismus und die unbegrenzte Großstadt feierten am Ende des 19. Jahrhundert ihre Erfolge. Die Stadtplanung setzte das wirtschaftliche Wachstum integrativ und holistisch um. Städte waren von kleinteiliger Landwirtschaft und Natur umgeben.
Das 20. Jahrhundert markierte das Ende dieser komplexen Stadtplanung. Die simplen Konzepte der Funktionstrennung und autogerechten Stadt ermöglichten die opportunistische Ausbreitung von gestaltlosen Siedlungsstrukturen. Die Stadt des 19. Jahrhunderts wurde zum Ursprungsort negativer gesellschaftlicher Erfahrungen deklariert. Dagegen war das individuelle Leben im Einfamilienhaus am Stadtrand das Ideal der Nachkriegskonsumgesellschaft.
Im 21. Jahrhundert müssen die Gegensätze beider Wachstumsmodelle aufgelöst und in eine ökologisch vertretbare Zukunft überführt werden. Die Stärkung lokaler und regionaler Kreislaufwirtschaften ermöglicht den Menschen der postindustriellen und de- globalisierenden Gesellschaft vor Ort arbeiten zu können, sei es im Home-Office, wiederbelebten Produktionsmethoden, in Verbindung mit neuen Bewohnernetzwerken oder kleinteiliger Landwirtschaft. Die neuen Lebensformen werden sich auch in den Siedlungsformen abzeichnen.
Gleichzeitig gilt es aber die Hinterlassenschaften der Industrialisierung – von verseuchten Böden, abgesenkten Grundwasserspiegeln, Industriebrachen – mit der gleichen maßstäblichen Ambition, wie es zuvor die Großindustrie unternommen hatte, aufzuräumen, zu renaturieren und umzugestalten.
Wie können die übriggebliebenen Landschaftsfragmente zwischen den Gewerbegebieten, den Autobahnen und Tagebauen, wie kann der bauliche Bestand neu gedeutet und gestaltet, nachgenutzt und in einen überzeugenden Regionalplan einbezogen werden, um damit ein Kapitel der Konsumgesellschaft zu schließen?
Die unabdingbare Notwendigkeit auf den Klimawandel zu reagieren, erfordert neue Formen der Energieerzeugung, Nahrungsmittelproduktion, Mobilität, und Siedlungsformen. Der Wettbewerb um die intelligente und nachhaltige Nutzung der verbliebenen Flächen hat gerade erst begonnen. Raumplanerische Abstimmung und großräumige Planung sowie das Überdenken des Status Quo der Baulandentwicklung stehen als Herausforderung an. Integrative und interdisziplinäre Stadtplanung ist wieder erforderlich.
Die einfache Funktionstrennung, das klassische Wohnen, das tägliche Pendeln waren Phänomene des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Die bevorstehenden Veränderungen werden umfassend, komplex, und regional sehr unterschiedlich sein. Jeder Boden, jeder Ort, jede Region ist einmalig, eine Binse, die die Industrialisierung ignoriert hat.
Neue Lebensformen werden sich nur mit den örtlichen Gegebenheiten nachhaltig verbinden, wenn sie die Auswirkungen des Klimawandels vorausschauend berücksichtigen. Von Hombroich, von der Erft, von der Niederrheinischen Bucht könnten Pilotprojekte ausstrahlen, die im Transformationsprozess wichtige Impulse geben und als kuratierte Vorreiter Möglichkeiten des Wandels demonstrieren.


Ausstellungsgestaltung Hanna Fastrich, Sabine Hahn, Barbara Hoidn, Daniela Schaffarczyk, Wilfried Wang, Ania Wilk-Pham Recherche Kristina Baierl, Kevin Choi, Anna Fruh, Barbara Hoidn, Wilfried Wang, Hoidn Wang Partner; Aron Bohmann, Abdulrahmen Helal, Paul Rogers, BuroHappold Berlin; Chen Feng,
The University of Texas at Austin Ausstellungsbau Stiftung Insel Hombroich Videos Auditorium: Heimspiel Film von Julia Groteclaes, 2021 Space Place Lab, Film von Dietrich Leube, 2005 Eingang: Hoidn Wang Partner, Film von Paul Rolfs, 2022 Ausstellung: Berlin 2020, Oswaldo Dìaz Medina, 2020 Bambusmöbelbau Majo Ertel Modellbau Javier Viana Malo, Wilfried Wang Rezyklierte Ziegel Leipfinger Bader Firmengruppe Tafeldruck Schemitzek und Herrig